Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack – Entstehung einer alternativen Realität

Mark Hodder

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack
„The Strange Affair of Spring Heeled Jack“

Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
ISBN: 978-3404206995

England Anno 1861, der Forscher und Entdecker Sir Richard Francis Burton ist dabei, die geografische Lager der Quellen des Nils mit seinem Rivalen zu diskutieren, als er erfährt, dass selbiger durch eine Schusswunde im Sterben liegt. Er bricht nach London auf, um den ehemaligen Freund und Weggefährten, der zum erbitterten Rivalen wurde, noch einmal zu sehen. Doch stattdessen begegnet ihm mitten in der Nacht eine Kreatur, Mensch oder Teufel, die ihn aufhält, ihm droht und anrät seine zukünftigen Entscheidungen zu überdenken und einen anderen Weg einzuschlagen als eben die Verfolgung selbiger Kreatur.
Kurz darauf erhält Sir Richard Francis Burton das Angebot als Agent Seiner Majestät ungewöhnliche Fälle zu untersuchen oder alternativ ein Konsulat in einem „Pestverseuchten Kaff“ zu führen. Er entscheidet sich für seinen ersten Fall, in dem er Berichten von Werwölfen in London nachgehen soll. Dabei erfährt er auch zeitgleich den „Namen“ der Kreatur, die ihn angegriffen hatte: „Spring Heeled Jack“, der zumeist als Sagengestalt abgetan wurde, doch in den Untersuchungen von Burton eine immer zentralere Rolle spielt. Zusammen mit seinem Freund Algernon Charles Swinburne, einem masochistisch veranlagten Dichter, erkennt er mehr und mehr Zusammenhänge zwischen den sporadischen Erscheinungen von Spring Heeled Jack, den Werwölfen und den Entführungen von jungen Kaminkehrern. Dieser Fall kann, hat und wird seine Realität, seine ganze Welt und sein Leben entscheidend verändern.
Eine Rezension zu diesem fantastischen Roman von Mark Hodder zu verfassen, ohne zu viel zu verraten ist, meiner Ansicht nach, schwer durchführbar. Ich halte mich deswegen bewusst kurz gefasst.
Klassischer Steampunk, Krimi und historischer Roman verschmelzen zu einem ganzen. Mark Hodder nimmt Persönlichkeiten aus der viktorianischen Zeit und lässt sie ihre Geschichte ab einem bestimmten Punkt neu schreiben. Zusätzlich nimmt er eine Legende oder Sagengestalt und schafft in einzigartiger Weise, die Geschichte von Spring Heeled Jack in einen glaubhaften Konsenz zu bringen und das Wesen und dessen Motive zu erklären. Auch wenn man während des Lesens durchaus einen Verdacht hat, wie das Auftauchen Spring Heeled Jacks zu erklären ist, gelingt es Hodder meisterlich in den klärenden Kapiteln die Zusammenhänge grandios zu verknüpfen und den Leser in der Geschichte zu fesseln.Durchaus mag man sich einen flotteren Einstieg wünschen, doch das Buch wird nie wirklich träge oder gar langweilig. Mark Hodder schafft eine atmosphärisch dichte Welt des „viktorianischen“ England, lässt bekannte Persönlichkeiten in einem völlig neuen Licht dastehen und erklärt in seinem Rahmen die Entstehung und die Bedingungen für die Steampunk-Version seiner eben nicht mehr so „viktorianischen“ Welt. Der Weg ist geebnet für weitere Abenteuer von Richard Francis Burton und Algernon Swinburne, die auch bereits im englischen Original erschienen sind. Ich freue mich auf die weiteren Romane und gebe dem Buch 8 von 10 möglichen Wertungspunkten.