Die besseren Wälder


Die besseren Wälder

ISBN: 978-3-407-82033-4


Es wird die Geschichte von dem 17-jährigen Ferdinand erzählt, der als Wolf unter Schafen aufwächst – er ist der „Wolf im Schafspelz“. Von dieser Rolle weiß Ferdinand aber nichts. Somit ist er in die Gruppe der Schafe voll integriert, ernährt sich vegetarisch und lebt ihre Gesellschaftsform in der Herde. Auch sonst besitzt er alle Eigenschaften, die man Schafen zuschreibt. Aber ihn kennzeichnen auch besondere und individuelle Merkmale. Da er z.B. sehr gut singen bzw. „heulen“ kann, darf er sogar das „Schafe Maria“ vortragen.
Ferdinand der Wolf möchte also nichts anderes sein als ein Schaf. Als Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsenen und auf der Suche nach dem eigenen Ich erlebt er dieselben Dinge wie seine Schaf-Freunde, z.B. die erste große Liebe. Doch dann geschieht ein Mord und alles ändert sich. Ferdinand muss erkennen, dass er ein Wolf ist und erlebt nun auf einmal eine andere Lebens- und Gesellschaftsform (das Rudel).

Durch die Beschreibung auf dem Bucheinband „Ein Wolf unter Schafen“ wird schnell klar, dass es sich hier um eine „moderne“ Fabel handelt. „Modern“ sind für mich vor allem die Sprache sowie die Zeit, in der die Geschichte spielt. So werden z.B. digitale Fotoapparate verwendet und es wird „gebloggt“. Dies macht es umso leichter, sich in der Geschichte wohl zu fühlen. Der Vergleich mit dem eigenen Leben liegt nahe. Damit werden die Attribute einer Fabel, wie die Vermenschlichung der Tiere und auch die belehrende und unterhaltende Seite bestens umgesetzt.
Der Einstieg in das Buch „Die besseren Wälder“ fand ich etwas schwer, denn die eigentliche Geschichte beginnt für mich erst ab Seite 15. Der Buchtitel lässt vermuten, dass es in der Geschichte um die Suche nach einer „besseren Welt“ bzw. nach dem Paradies geht.
Im Roman wird auch Spannung aufgebaut, denn es geschieht ein Mord, der aufgeklärt werden möchte. Somit haben wir hier auch Elemente eines Krimis.
Durch die Geschichte von Ferdinand sieht man, dass die äußere Prägung eine große Rolle in unserem Leben spielt, aber dass wir auch bestimmte Eigenschaften besitzen, die uns als Individuum kennzeichnen. Weiterhin sind wir doch sehr stark mit Vorurteilen belastet. Dies wird im Buch durch das Hervorheben der spezifischen Merkmale von Schafen und Wölfen beschrieben.
Das Buch bietet einen großen Interpretationsspielraum, was denn z.B. diese „besseren Wälder“ sein mögen. Individualität und Integration aber auch Migration, Verfolgung und Selbsterkennung sind Themen der zum Teil sehr tiefsinnigen Geschichte und machen dieses Buch so lesenswert.

Als Erwachsener hat mir das Lesen dieses Jugendbuches sehr viel Spaß gemacht. Die verschiedenen Details sind wunderbar herausgearbeitet z.B. gibt es zum Geburtstag von Ferdinand eine Lömamö = Löwenzahn-Marzipan-Möhrentorte, es wird gereimt und im Schaf-Jargon gebetet. Die Illustrationen sind zwar kantig und im Comic-Style, aber passend zur Story. Auf jeden Fall ist das Buch „Die besseren Wälder“ für den Deutsch-Unterricht bestens geeignet.

Zum Autor:
Martin Baltscheit wurde 1965 in Düsseldorf geboren und lebt auch heute noch dort mit seiner Familie. Das Multitalent studierte Kommunikationsdesign und war im Anschluss als Comic-Zeichner, Illustrator, Schauspieler, Kinderbuch-, Prosa-, Hörspiel- und Theaterautor tätig. Neben vielen anderen Auszeichnungen, vor allem im Bereich der Jugendliteratur, erhielt er für „Die besseren Wälder“ u.a. den deutschen Jugendtheaterpreis 2010.

S. Schreiber / Januar 2014