Kris Longknife – Die Rebellin

Kris Longknife – Die Rebellin
Mutineer, Kris Longknife 01
ISBN: 978-3-404-20716-9
Irgendwie kommt es mir alles vage bekannt vor, – das kenn ich doch, hab ich doch schon irgendwo mal gelesen – und das Gefühl hält sich auch hartnäckig. Da haben wir die Geschichte der mit besten Voraussetzungen ausgestatteten Tochter des Premierministers eines nicht unbedeutenden Sonnensystems. Ihre Opas sind hochdekorierte Militärs, ihre Tante eine begnadete Hackerin – es ist viel Geld im Spiel – und die Tochter geht zum Militär. Sie will nicht protegiert werden, kann aber nicht immer vermeiden, dass es trotzdem geschieht. Sie bemüht sich nach Kräften, ein guter Offizier zu werden, aber immer schwebt ihre Herkunft im Raum und beeinflusst ihr Umfeld. Sie schlägt sich dennoch wacker – in einer spektakulären Aktion wird ein entführtes Kind befreit. Das gelingt, weil sie sich über einige Dinge wie z.B. Befehle hinwegsetzt, aber: Erfolg spricht für sich. Dann bemerkt sie, dass ihre vorgesetzten Offiziere sich auch nicht an ihre Befehle zu halten scheinen. Meuterei???
Soviel zum Plot des ersten Buches „Die Rebellin“.
Nach der Lektüre der ersten beiden, ins Deutsche übersetzten Bände „Die Rebellin“ und „Unter Quarantäne“ bin ich mir noch nicht ganz sicher, was ich von dieser Reihe halten soll. Der Plot klingt unterhaltsam, ausbaufähig und hat sicher das Potential, sich zu etablieren. Dennoch hat mich die Geschichte noch nicht gepackt. Die Art, wie die Protagonistin geschildert wird, wirkt hölzern, fast schon übertrieben klischeehaft. Kris Longknife kämpft nicht nur mit, teilweise sogar gegen sich – insbesondere gegen die Erinnerung an ihren in der Kindheit entführten und getöteten Bruder – sie kämpft auch gegen ihre Herkunft, ohne allerdings auf die Segnungen ebendieser Herkunft zu verzichten. Sie möchte keine Vorzugsbehandlung, nutzt aber teilweise schamlos ihren hochgerüsteten Personalcomputer, der eher schon eine personalisierte künstliche Intelligenz ist und für Normalsterbliche unerschwinglich, zumal er auch noch von ihrer Tante, der Hackerin aufgemotzt wird. Ihre Großväter stehen ihr militärisch mit Rat zur Seite, in politische Ränke ist sie durch ihren Vater, den Premierminister, in gesellschaftliche durch ihre Mutter bestens eingeführt. Die Figur Kris Longknife allerdings bleibt alles in Allem seltsam vage. Sie umgibt sich mit Getreuen, die die ihnen zugeteilten Aufgaben effizient und kompetent lösen, doch bleiben die in einer Art archetypischen Rahmen gefangen. Sie entwickeln keine individuelle Tiefe. Und Kris Longknife selbst bleibt auf dem Weg, ein Charakter zu werden, irgendwie auf halber Strecke hängen. Das ist schade, zumal die Geschichte tatsächlich vielversprechend und ausbaufähig klingt.
Wer Action liebt, dem sei die Reihe empfohlen.
Der Autor Mike Sheperd, mit bürgerlichem Namen Mike Moskoe und 1947 in Philadelphia geboren, stammt aus einer Navy – Familie, weiß also, wovon er schreibt und das merkt man auch. Seine Kurzgeschichte „A Day’s Work on the Moon“ war im Jahre 2000 für den “Nebula Award for Best Novelette“ nominiert.
In den USA sind inzwischen 13 Bände erschienen, in Deutschland erscheint im Juli Band 3, „Die Invasion“. Ich habe mir das Buch vorbestellt und werde nach der Lektüre entscheiden, ob ich die Reihe weiterlese.
Ich gebe 7 von 10 Punkten.
W. Neuschwander / März 2014