Wer kennt die „Versuchung des hl. Antonius“ von Salvator Rosa aus dem 17. Jahrhundert?
Auf dem Bild ist eindeutig ein Alien zu sehen. Ihr glaubt mir nicht? – dann auf nach Nürnberg in die Monsterausstellung! Dort gibt es noch bis zum 6. September
„MONSTER. Fantastische Bilderwelten zwischen Grauen und Komik“
zu sehen.
„Monster sind furchteinflößend, grausam und hässlich“, so heißt es in dem außergewöhnlichen und auch sehr sehenswerten Flyer zur Ausstellung, „Sie gelten als Inbegriff des Bösen. Monster können auch wunderbar und witzig sein. Zwischen diesen beiden Polen regen sie die Fantasie des Menschen an und das seit Jahrhunderten. Monster geben den Ängsten, Begierden und Obsessionen einer Zeit ein Bild. In der Auseinandersetzung mit ihnen spiegeln wir uns selbst.“
Im Germanischen Nationalmuseum kann man ihnen mal auf eine ganz andere Art und Weise begegnen als bei uns in der Übermorgenwelt.
Man betritt die Ausstellung durch einen Höllenrachen und so eingestimmt taucht man sofort in eine andere Welt. Unglaublich, welche Geschöpfe sich die Illustratoren für die „Hölle“ im Laufe der Jahrhunderte ausdachten und wie detailliert die Kartografen Meeresungeheuer darstellen konnten. Habe ich sonst diese alten Handschriften, hinter Glas geschützt, immer mit größter Ehrfurcht betrachtet und bewundert – so war es in dieser Ausstellung fast ein diebisches Vergnügen, die „Randbordüren“ nach kleinen Untieren abzusuchen. Macht man sich normalerweise Gedanken über Farbe, Licht und Komposition barocker Bilder mit biblischen Szenen (was man natürlich weiterhin tun kann), so ist man plötzlich von der Artenvielfalt der Höllenbewohner auf dem Werk fasziniert und bewundert die unerschöpfliche Phantasie der namhaften Künstler. Die Motive, Hintergründe und Ursprünge, die jeweils dahinter stehen, werden einem in kurzen Texten auf unterhaltsame Weise nahgebracht.
Zu sehen gibt es alles rund um Dämonen, Teufel, Drachen, Einhörner, Vampire – in einem kulturhistorischen Kontext. Man durchschreitet und erlebt die Geschichte der Monster bis in unsere heutige Zeit. Die Ausstellung gibt zudem „oftmals unbekannte Einblicke in die fantastischen Welten dieser wundersamen Wesen.“
So wusste ich beispielsweise nicht, dass Einhörner in der Antike als regelrechte Ungeheuer galten. Dazu kann man das unglaublich lange Horn eines geschnitzten Einhornkopfes bestaunen – ein Narwalzahn.
Und obwohl es sich bei den gezeigten Objekten hauptsächlich um „klassische“ Gemälde, ältere Handschriften, Skulpturen und Zeichnungen handelt, hatten selbst die anwesenden Kinder viel Spaß beim Erkunden der „Monster“, so dass man, kleiner Tipp für die Ferien, auch einen fantastischen Familienausflug aus dem Besuch der Ausstellung machen kann.
August 2015, gh