Von Königinnen, Saphiren und Auftragskillern




Queen of the Tearling“


ISBN: 978-3-453-31586-0

 

Ein tolles Debüt!

Mit „Die Königin der Schatten“ hat Erika Johansen etwas geschafft, dass  nur wenigen Fantasy-Autoren gelingt: ein packendes und originelles Debüt vorzulegen welches viele verschiedene Elemente zu einem kohärenten Mix vereint.

Magie? Check.

Mehrdimensionale, interessante Charaktere? Check.

Spannung bis zur letzten Seite? Doppelcheck.

Es ist eine faszinierende Welt, die Johansen erschaffen hat, voller Intrigen und Missgunst, aber auch mit einer Heldin, die durch gewitztes Handeln, einen Hauch Magie, aber vor allem durch Mitgefühl ein gesamtes Königreich für sich gewinnt…

Kelsea ist neunzehn, als sie endlich ihr Erbe antreten soll – sie ist die nächste Königin von Tearling. Aber nicht nur ihr Onkel, der Regent, trachtet deswegen nach ihrem Leben, auch ihr eigenes Volk begegnet ihr mit Misstrauen.

Behütet aufgewachsen bei Pflegeltern fühlt sich Kelsea nicht wirklich bereit für die große Aufgabe, aber eine Wahl hat sie nicht. Zusammen mit der persönlichen Leibgarde ihrer verstorbenen Mutter macht sie sich auf den Weg nach New London um dort gekrönt zu werden.

Schon unterwegs muss sie sich allerlei Gefahren stellen, und mehr als einmal wird alles was sie zu wissen glaubt in Frage gestellt. Welchen Pakt hat ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt mit der Roten Königin aus dem Nachbarland Mortmesne geschlossen? Und was hat es mit dem blauen Saphir Amulett auf sich, das sie niemals ablegen soll und das manchmal zu leuchten scheint…?

All diese Fragen werden Kelsea – wie auch dem Leser – erst nach und nach beantwortet, und hinter dem was wie ein 08/15 Fantasy-Rezept klingt, verbirgt sich eine faszinierende Geschichte, die mir als Leserin mehr als einmal den Atem stocken ließ. Zwanzig Seiten habe ich gelesen, bevor ich Band 2 haben musste. Leider müssen wir auf den letzten Band der Trilogie noch warten, er wird voraussichtlich erst im November 2016 erscheinen – im englischen Original vorgemerkt.

An dieser Stelle sei dann auch erwähnt, dass ich „Die Königin der Schatten“ auf Englisch gelesen habe. Hier heißt der erste Band „Queen of the Tearling“ und ist bei Bantam Press erschienen. Für diese Rezension habe ich mich ein wenig in die deutsche Übersetzung eingelesen, und obwohl meiner Meinung nach der übersetzte  Titel eine Marketing-technische Katastrophe ist (er klingt wie ein fantastischer Drei-Groschen-Roman), so waren doch auch in der deutschen Version deutlich die einzigartigen Stimmen der Charaktere herauszuhören.

Und ja, „Die Königin der Schatten“ ist – streng genommen – eine Dystopie (hier darf nun verächtlich mit den Augen gerollt werden). Durch das gesamte Buch aber werden nur vereinzelt Hinweise darauf gegeben, und das Mysterium des  so genannten „Crossing“ – die Übersiedlung der Menschen auf den neuen Kontinent, auf dem Tearling und Mortmesne liegen – wird bis zum Ende des ersten Buches nicht wirklich aufgeklärt. Glücklicherweise gibt es hierzu ja in den weiteren Bänden dazu noch ausreichend Gelegenheit.

Bei allem Überschwang aber kann auch Johansens wunderbare Schreibe nicht über die ein oder andere Ungereimtheit hinwegtäuschen. Die Geheimniskrämerei über die Politik ihrer Mutter beispielweise ist auch mit Loyalität nur bedingt zu erklären, vor allem, da dieses Wissen für Kelsea unbedingt vonnöten gewesen wäre… Mehr soll an dieser Stelle aber nicht gesagt sein – no spoilers! J
Trotz kleiner Wermutstropfen also ist „Die Königin der Schatten“ ein absolutes Muss für alle Fans von starken Heldinnen und spannender, actiongeladener Fantasy.

Um es mit den Worten von Emma Watson zu sagen: „Ich habe eine Woche lang nicht geschlafen, weil ich dieses verdammte Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Ich bin geradezu besessen davon.