Brandon Sanderson, einer der aufsteigenden Sterne am Fantasy-Himmel. Schon lange stehen seine Werke auf meiner muss-ich-lesen Liste. Nicht nur, weil er als redegewandter Moderator einer der Meilensteine des bekannten Podcasts „Writing Excuses“ ist, sondern auch, weil alleine die Beschreibung seiner Bücher unheimlich neugierig macht.
Sandersons Genre ist die so genannte Epische Fantasy. Sprich, seine Romane spielen auf Welten, die mit unserer wenig gemein haben. Er hat eine besondere Ader zu politischen Intrigen und vielen Charakteren, ähnelt in diesen Aspekten also George R.R. Martin. Anders als in Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ aber spielt in Sandersons Welten die Magie meist eine große Rolle. Eine seiner Stärken liegt nämlich darin, sich interessante magische Systeme auszudenken die sich sehr von den im Genre typischen Zauberspruch-lastigen Mystizismen unterscheiden.
So auch in „Elantris“. Prinz Raoden, Thronfolger des Landes Arelon, muss zu seinem Schrecken feststellen, dass er über Nacht vom Shaod verflucht wurde. Der Shaod, das bedeutete vor zehn Jahren noch eine Art Segnung, und verwandelte Bauern und Edelleute zugleich in gottgleiche, magisch begabte Übermenschen die in ihrer Stadt Elantris über die Welt wachten.
Dann aber versagte die Magie des AonDor und stürzte die Elantrier ins Verderben. Seitdem werden die erbärmlichen, halb-lebendigen „Auserwählten“ nach Elantris verbannt um dort ihr Leben im Verfall zu fristen.
Auch Raoden ereilt dieses Schicksal. Er aber lässt sich davon nicht entmutigen, und zusammen mit seinem neuen Freund Galladon schmiedet er einen waghalsigen Plan um Elantris und seine Bewohner aus dem Elend zu ziehen.
Zeitgleich kommt seine Verlobte Sarene in Arelon an. Trotz dem vermeintlichen Tod ihres neuen Ehemannes nimmt sie sich des zerrütteten Landes an und versucht mit politischer List gegen die Intrigen des religiösen Fanatikers Hrathen anzugehen, der gekommen ist um Arelon zu bekehren – und zu unterwerfen.
Brandon Sanderson kann man vieles vorwerfen – Ideenarmut allerdings nicht. „Elantris“ strotzt geradezu vor Einfällen.
Besonders interessant ist das bereits erwähnte Magie-System. Ohne zu viel verraten zu wollen – Raoden bei seiner Rekonstruktion der nahezu verloren gegangenen Elantrischen Magie zu verfolgen ist ein bisschen so wie einem Archäologen über die Schulter zu schauen. Erst scheint nicht viel zu passieren, und dann werden die letzten Knochen freigelegt und man sieht das große Ganze. Auch Sarene dabei zu begleiten wie sie nach und nach die Politik ihrer neuen Heimat auf den Kopf stellt, um den Kampf ihres verlorenen Ehemannes weiterzuführen, macht Spaß.
Aber es gibt durchaus auch Negativpunkte zu bemerken. Brandon Sandersons Erstlingswerk liest sich anfangs ein wenig wie ein Wörterbuch. Ob Religion, Land, magisches Symbol oder Charaktername, viele der verwendeten Namen ähneln sich so sehr, dass es anfangs schwer fällt alles auseinander zu halten.
Zusammen mit interessanten Figuren und einem verzwirbelten Plot voller Intrigen bietet „Elantris“ auf jeden Fall netten Lesestoff für alle Fans von kreativer Fantasy.
Anne Neuschwander, April 2016