Überleben allein ist unzureichend

Emily St. John Mandel 

Das Licht der letzten Tage 



Piper 

ISBN: 9783492060226 


Vielleicht heute: In einem Theater stirbt ein Schauspieler während der Aufführung zu Shakespeares „King Lear“ an einem Herzinfarkt. Ein Mann versucht ihm zu helfen, doch vergeblich. Auf dem Heimweg bekommt er einen beunruhigenden Anruf von einem Freund aus dem Krankenhaus. Er reagiert darauf auf seine Art… 

Irgendwann in der Zukunft: Eine Pandemie ist über die Menschheit hinweg gefegt. Nach einer Sterblichkeitsrate, die bei 99 % lag, ist von der Zivilisation nicht mehr viel übrig. Ein paar leidenschaftliche Musiker und Schauspieler haben sich als Wandertruppe zusammen geschlossen und ziehen, ca. 20 Jahre nach dem Geschehen, von Ort zu Ort, durch eine zerrüttete und zerstörte Welt. Eine von ihnen ist Kirsten, die beim Ausbruch des Virus noch ein Kind war…





Ein ungewöhnliches Buch! Eigentlich das Thema Post-Apokalypse – es wird jedoch, in Rückblenden der Vergangenheit und in Sequenzen des aktuellen Geschehens, das Leben unterschiedlicher Personen erzählt – was dem Ganzen etwas die Düsternis nimmt. Dabei geht es im Grunde um Menschen, die alle an irgendeinem Punkt das Leben des verstorbenen Schauspielers berührt haben. Auch das Leben dieses Mannes wird in wiederkehrenden Sequenzen erzählt. Der Leser erfährt nach und nach die Zusammenhänge der Personen, von denen sich manche nun, immer noch irgendwie gebunden an diesen Mann und ihre Begegnungen mit ihm, durch die düstere Zukunft kämpfen. Am Beispiel des Lebens des Schauspielers wird der starke Gegensatz zum Leben der Menschen nach der Apokalypse deutlich. Und man gerät in einem, dem Leser gestellten Rätsel, schnell auf die falsche Spur. Am Ende wird dieses aufgelöst und man merkt, wie leicht es ist, in guten Menschen Niedertracht zu sehen. Das Cover hat mich persönlich neugierig gemacht, ebenso wie der Titel, der auf den poetischen und ruhigen Schreibstil der Autorin hinweist. Das nichtsdestotrotz auch spannende Buch macht dabei Hoffnung auf die Fähigkeit der Menschen, auch im Angesicht des Niedergangs der menschlichen Zivilisation wieder Kraft für einen Neuaufbau zu finden. Hierbei soll auch der Satz nicht ungenannt bleiben, den sich die wandernde Symphonie als Leitsatz auf den Pferdewagen geschrieben hat, und der sympatischerweise aus Star Trek (Voyager) stammt: 
Überleben allein ist unzureichend



11.11.16 J. D.