Science-Fantasy gefällig?


Rezension zu „Die Krone der Sterne“ von Kai Meyer

Zuallererst sei gesagt: „Die Krone der Sterne“ ist das erste Buch von Kai Meyer, das ich persönlich gelesen habe. Es hat mich vor allem deswegen angesprochen, weil ich die Vermischung von klassischen Fantasy und Science-Fiction Elementen sehr interessant fand.
Und genau das war es auch, was mich das Buch zu Ende lesen ließ. Das Universum nämlich, das Kai Meyer geschaffen hat, ist unheimlich faszinierend. Hier gibt es Hexenorden die sich vor Jahrtausenden dem Maschinenherrscher entgegenstellten und die Menschen aus dessen Unterjochung befreiten – nur um dann selbst die Macht an sich zu reißen. Seltsame Religionen werden angedeutet, und mehr als nur eine Subkultur gestreift. Weltraumpiraten, Asteroidenschürfer, Elite-Soldaten… sie alle bevölkern Meyers Zukunftsvision.
Und genau darin liegt das Problem, das „Die Krone der Sterne“ für mich hatte. Denn bei all dem „worldbuilding“, das Kai Mayer hier betreibt, bleibt eines leider auf der Strecke: nämlich die Charaktere. Bis zum Ende waren sie für mich leider eher Randfiguren – und das in ihrer eigenen Geschichte.
Aber worum geht es denn nun eigentlich? Die Hauptfigur der Geschichte ist die junge Adlige Iniza, die am Rande des Hexenreiches in den Äußeren Baronien aufgewachsen ist. Obwohl sie immer von den Sternen geträumt hat, ist ihr großer Aufbruch dann so ganz anders als erwartet: als so genannte Braut soll sie in Zukunft der geheimnisvollen Gottkaiserin der Hexen dienen.  Das aber sieht sie ganz anders, und so plant sie zusammen mit ihrem Geliebten Glanis die Flucht. Da aber kommt ihr der Kopfgeldjäger Kranit in die Quere, der ganz andere Pläne mit Iniza hat. Erst als sie schließlich auf dem halbmondförmigen Schiff der Alleshändlerin Shara landet, scheint ihr Ziel in greifbare Nähe zu rücken: den geheimen Stützpunkt der Piraten zu erreichen, von dem nur sie die Koordinaten kennt, und auf dem sie sich endlich in Sicherheit wähnt…
Klingt gut, oder? Ist es auch. Nur, irgendwas fehlte mir beim Lesen, um so richtig in die Geschichte abtauchen zu können. Gerne hätte ich mehr mit Iniza auf ihrer überstürzten und actiongeladenen Flucht  mitgefiebert, und auch über Glanis hätte ich gern mehr gewusst. Bis zum Ende aber bleiben beide eher blass, und auch für ihre Liebe zueinander blieb auf über 400 Seiten Action-Spektakel wenig Zeit.
Wer gerne beim Lesen große Bilder vor Augen hat, dem sei „Die Krone der Sterne“ uneingeschränkt zu empfehlen. Vor allem auch die Illustrationen von Jens Maria Weber machen dieses Buch zu einem besonderen Erlebnis, unterstützen Sie doch ähnlich wie die Karte Mittelerdes in „Der Herr der Ringe“ das Leseerlebnis ungemein. Von grandiosen Raumkathedralen über Kampfroboter und schwarzen Löchern bietet das Buch vieles, was die Fantasie der Leser zum übersprudeln bringt.
Weitere Teile der Reihe sind geplant, vermutlich werde ich auch weiterlesen. Denn obwohl mich die Charaktere wenig überzeugt haben, will ich doch trotzdem wissen, was hinter allem steckt, was im ersten Teil nur angedeutet wurde. Von daher: Ziel erreicht, Herr Meyer. Meine Neugier zumindest ist geweckt. 🙂