Authentisch, düster und beklemmend – wie viel erträgt der Mensch, bevor er aufbäumt?

Jan Reschke

Die ummauerte Stadt

Papierverzierer Verlag, (Dark Edition)
ISBN: 9783944544984

Nach dem Kollaps der alten Welt leben die verbliebenen Menschen  in einer Zweiklassengesellschaft in der ummauerten Stadt. Nur deren Kuppel ist als letzte bewohnbar und in der Lage, den geringen verbliebenen Sauerstoff aus der Luft zu ziehen. Während es sich ein kleiner Teil im Luxus gut gehen lässt, ist der andere auf engstem Raum zusammengepfercht. Arbeitslos sind sie abhängig von den Nahrungs- und Sauerstoffrationen der Regierung. 

Jeremiah wagt sich als einer der wenigen in die Bereiche außerhalb der Kuppel, um dort in den Überresten der Zivilisation nach Verwertbarem zu suchen. Allerdings ist das streng verboten und wird dadurch für Jeremiah jeden Tag gefährlicher. Außerdem schüren die immer schärfer und unmenschlicher werdenden Gesetzte für die zweite Klasse die Wut auf die Regierung, und zwar nicht nur in Jeremiahs Wohnblock. Vorsicht ist geboten, denn die Spitzel lauern überall. Dennoch schließt sich Jeremiah mit Bezirkskommunikator Goran, dem Sprecher ihres Wohnblocks, zusammen, um gegen die Willkür der Regierung und für die Freiheit der zweiten Klasse zu kämpfen. 
Gibt es in einer solch überwachten und kontrollierten Welt überhaupt eine Hoffnung auf Erfolg?


Jan Reschke zeichnet mit der ummauerten Stadt eine düstere Zukunft. Ein orwellscher Überwachungsstaat und eine vergleichbare Hoffnungslosigkeit begleiten Jeremiah, Goran und einen, fast bis zum Schluss, namenlosen Gefangenen des Regimes in ihrem letzten Aufbäumen gegen die Regierung, die sich bar jeglicher Moral an den geknechteten Menschen bedient. Gute gezeichnete Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, was deren Schicksal nur umso schrecklicher und realistischer erscheinen lässt. Flüssig und ohne Stocken liest sich dieses beklemmende Szenario, bis hin zum schrecklichen Ende. Nichts für schwache Nerven!


Der Autor gewann mit diesem Roman den Crowdfunding-Wettbewerb „Gedankenwildwuchs„, einem Gemeinschaftsprojekt des Luzifer Verlags und des Papierverzierer Verlags. 

Hauptberuflich ist  Jan Reschke als Sportlehrer tätig und auch privat viel in Bewegung. Seine Lieblingsautoren Tad Williams, Stanislaw Lem, George Orwell, Aldous Huxley sowie Arkadi und Boris Strugazki hatte sicherlich den einen oder anderen hintergründigen Einfluss beim Verfassen der Ummauerten Stadt – und das war gut so!

J. Dietrich
28.11.14