Steampunk meets Kloning

Scott Westerfeld

Leviathan – Die Geheime Mission
„Leviathan“

CBJ-Verlag

ISBN: 978-3570139691

Der fünfzehnjährige Prinz Aleksandar von Österreich-Ungarn muss eines Nachts mit einer Handvoll Männern und einem Läufer sein Schloss verlassen. Die Ermordung seiner Eltern in Sarajevo löst eine, für ihn ungeahnte Kette von Ereignissen aus und zwingt ihn dazu, eine abenteuerliche Flucht aus dem eigenen Land anzutreten. Dabei lernt er immerhin den Zyklop-Sturmläufer – eine große, zweibeinige Kriegsmaschine – selbst bei Nacht zu steuern. Seine Heimat – sein Land bietet ihm keine Sicherheit mehr und die Zukunft ist ungewiss, wichtig ist nur sein überleben…
Fernab auf den britischen Inseln will Deryn Sharp unbedingt wieder fliegen, wie sie es schon vor Jahren mit ihrem Vater zusammen getan hat. Sie bewirbt sich als Kadett beim Service – allerdings werden dort nur Jungen angenommen, weshalb sie verkleidet als Dylan Sharp dort zur Aufnahmeprüfung antritt. Doch kann sie den Service hinters Licht führen und endlich wieder die Lüfte erobern?
Auch ihr steht ein unglaubliches Abenteuer bevor, das mit einem Huxley beginnt, dem Leviathan weitergeht und bei dem sich plötzlich ihr Schicksal mit dem von Alek kreuzen soll.
Bereits 2010 erschien der Roman des amerikanischen Bestsellerautoren Scott Westerfeld in den deutschen Buchhandlungen und auch die Nachfolgebände „Behemoth – Im Labyrinth der Macht“ sowie „Goliath – Die Stunde der Wahrheit“ sind bereits verfügbar.
Wer sich beim Lesen der Kurzzusammenfassung einen Moment lang an den ersten Weltkrieg erinnert fühlte, liegt genau richtig. In der Leviathan-Trilogie vermischt der Autor einen historischen Roman und Steampunk zu einem einzigartigen Konglomerat an Wissen und Fantasie. Natürlich ist die tatsächliche historische Geschichte etwas abgewandelt, doch der Leser erfährt, ganz nebenbei, durch den spannenden Roman trotzdem einiges an Wissen über die politischen und geografischen Zusammenhänge und Hintergründe des 1. WK. Das klingt jetzt vielleicht etwas trocken – ist es aber nicht mal Ansatzweise!
Dafür sorgt nicht zuletzt der ungewöhnliche Steampunk-Ansatz des Autors, der in dieser Welt zwei übergeordnete Gruppierungen aufeinandertreffen läßt. Während Alek und Österreich-Ungarn zu den sogenannten Mechanisten gehören, deren Maschinenbaukunst unglaubliche Konstruktionen hervorgebracht haben, herrschen in Britannien die Darwinisten. 
In dieser fiktiven Welt hat bereits Darwin die Bedeutung der DNS, hier als Lebensketten bezeichnet, erkannt und die Menschen sind in der Lage, die Lebensketten verschiedener Tiergattungen miteinander zu kreuzen und neue, für sie nützliche Lebensformen zu kreieren. Hunde-ähnliche, sechsbeinige Wasserstoffschnüffler zum Beispiel kontrollieren so die Hülle der Leviathan, einem riesigen fliegenden, wasserstoffproduzierenden Wal, auf mögliche Lecks. Busse und Transportfahrzeuge in Britannien basieren ebenfalls auf Tierschöpfungen und es ist immer wieder überraschend, welche Ideen der Autor hier eingebracht hat.
Doch nicht nur die Tierkreationen sind spannend, auch die Maschinen der Mechanisten – riesige Dampfbetriebene Ungetüme, zum Teil tausende Tonnen schwer, liefern großartige Anlässe für’s Kopfkino. Dass man dabei nicht ausschließlich auf die Fantasie angewiesen ist ermöglichen die wunderschönen Illustrationen von Keith Thompson, die den Leser über die gesamte Geschichte begleiten. 
Die Abenteuer der beiden Helden Alek und Deryn entwickeln sich in dem Buch parallel und der Leser wechselt regelmäßig zwischen den Orten und Geschehnissen. Dabei wird es nie unübersichtlich und die Spannung baut sich in beiden Handlungssträngen gleichermaßen auf. Schnell sind die beiden Charaktere ins Herz geschlossen und mit jeder Seite ist man dem Roman mehr und mehr verfallen. Es fällt immer schwerer das Buch wieder zur Seite zu legen und nicht auch noch das nächste Kapitel zu lesen. 
Das Jugendbuch wird vom Verlag ab 12 Jahre empfohlen und dieser Klassifizierung kann man sich bedenkenlos anschließen. Die Geschichte ist gut verständlich und leicht nachzuvollziehen, ohne simpel zu werden. Nach oben sind dem Alter natürlich keine Grenzen gesetzt und auch erwachsenen Lesern bieten dieser Roman und sicher auch die anderen beiden Bände der Triliogie, viel Stoff zum Lesen, Träumen und sogar Lernen.