Eine Welt, in der niemand leben, aber jeder überleben will

Rezension zu „Zerrissene Erde“ von N.K. Jemisin

Band 1 zu finden in unserer Bibliothek! 

This is what you must remember: the ending of one story is just the beginning of another. This has happened before, after all. 
People die. 
Old orders pass. 
New societies are born. 
When we say ‘the world has ended’, it’s usually a lie, because the planet is just fine. 
But this is the way the world ends.
This is the way the world ends.
This is the way the world ends.
For the last time.” – N.K. Jemisin   

Die Stille, so nennt sich der Kontinent, der durch Dutzende Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen von unserer Welt übrig geblieben sind. Jahrtausende sind vergangen – Jahre, in denen die Menschheit sich auf sehr veränderte Lebensumstände einstellen musste. Geleitet von in Stein gehauenen Regeln zum Umgang mit den Erdgewalten, versuchen die Menschen hier an so etwas wie einer Zivilisation festzuhalten. 
Nicht einfach, wenn es jeden Tag aufs Neue ums nackte Überleben geht.
Jemisin lässt den Leser mithilfe mehrerer Protagonisten die komplexe und vielfältige Welt erkunden, die in „Zerrissene Erde“ beschrieben wird. Durch alle Schichten und Lebensweisen gehen die Perspektiven, und dieser klugen und komplexen Erzählweise ist es meiner Meinung nach zu verdanken, dass man sich trotz der fremdartigen Eigenheiten und umfassenden Terminologie so schnell in dieser Welt zurechtfindet.
Durch Essun lernen wir, was ein Orogene ist, und warum ihr instinktives Talent dafür, die Energie der Erdbewegungen zu nutzen und manipulieren, in Assia ebenso gebraucht wie auch gefürchtet wird. 
Hoa lässt uns wissen, dass nicht nur Menschen die Stille bevölkern. 
Mit Syenite und Alabaster erfahren wir, was es heißt, ein ausgebildeter Orogene zu sein, der zwar durch seinen Status einen gewissen Schutz erfährt, im Grunde aber kaum mehr als ein Sklave der mächtigen Fulcrum-Organisation ist, während Damayas beschwerlicher Weg mehr als alles andere deutlich macht, wie wenig sich Menschlichkeit und Machtgier in Einklang bringen lassen.   
In „Zerrissene Erde“ geht es um die Liebe einer Mutter für ihre Kinder, um Machtkämpfe und Rassismus, um Moral und Todesangst und um den verzweifelten Kampf einer dem Untergang geweihten Zivilisation. 

Vor allem aber geht es um die Frage, welchen Preis ein Mensch bereit ist, für sein Überleben zu bezahlen – und welche Welt es letztendlich überhaupt wert ist, gerettet zu werden. 
Absolute Leseempfehlung!

Anne 

Übrigens: die gesamte Trilogie ist bereits auf Englisch erschienen (und alle drei Bände haben direkt nacheinander den Hugo Award gewonnen), Band 1 ist auf Deutsch bei Knaur erschienen, Band 2 erscheint im November. Ich gehe davon aus, dass die Übersetzung von Band 3 auch schon in der Mache ist.