Epische Geschichten, komplexes Worldbuilding und Charaktere, an deren Abenteuern wir lange teilhaben dürfen – all das macht die Faszination an bandstarken Buchserien aus.
Buch-Reihen.
Schön sehen sie aus im Regal, und so manche davon erstreckt sich sogar über mehrere Meter. Für Sammler sind lange Buchreihen ein Traum, der aber auch leicht zum Alptraum werden kann, sollten die neuen Bände in einem anderen Format erscheinen, oder sich die Aufmachung auf einmal ändern.
Leser lieben sie, weil es irgendwie immer schwer ist, am Ende eines Buches von der Welt abzulassen, die uns so in seine Faszination gezogen hat. Da ist es schön, wenn man sich auf weitere Bände freuen kann.
Autoren lieben sie, weil es (zumindest meiner Erfahrung nach) selten passiert, dass einem beim Schreiben die Ideen ausgehen. Je besser man seine Welt und seine Charaktere kennt, desto interessanter werden auch die Geschichten, die man über sie zu erzählen hat.
Der Nachteil? Nun, der ist bei Leser und Autor relativ ähnlich: versickerndes Interesse. Mit jedem Buch, dass in einer Reihe erscheint, steigt das Risiko, dass der Leser es nicht mehr kauft. Vielleicht hat er sich daran „satt“ gelesen, oder der Geschmack hat sich verändert, oder eine andere Reihe kam dazwischen… die Gründe sind vielseitig.
Und auch Autoren sind nicht davor gefeit, von anderen, neueren Ideen abgelenkt zu werden. Und scheinbar lässt auch die Willigkeit der Verlage nach, sich zur Veröffentlichung von vielen Teilen einer Reihe zu verpflichten. Da wird dann von Band zu Band entschieden, und lassen die Verkaufszahlen nach… Da kann man dann als Autor nur sein Bestes geben, um jedem Band ein Ende zu verpassen, dass sowohl offen genug für eine Fortsetzung, aber auch für den Leser befriedigend genug ist, sollte die Reihe an diesem Punkt enden. Ein schwieriger Balanceakt.
(Selbiges gilt übrigens auch für Staffelfinale von TV-Serien – aber das ist ein anderes Thema. ?)
Beispiele für tolle Buch-Reihen gibt es natürlich viele, an dieser Stelle möchte ich aber die Gelegenheit nutzen, Euch eine Reihe vorzustellen, die mein Bild der Fantasy entscheidend mitgeprägt hat:
„Die Chroniken der Cheysuli“ von Jennifer Roberson
Um was geht’s?
Gestaltwandler sind sie, die Cheysuli, und auf mysteriöse Weise verbunden mit ihrem Seelentier, dem lir. Über Jahre wurden sie fast bis zu ihrer völligen Ausrottung gejagt, nachdem eine Prinzessin des Landes Homana es wagte, mit einem Cheysuli-Soldaten durchzubrennen.
Alix heißt sie, die Tochter dieser beiden Liebenden, und nach Jahren des Hasses zwischen Menschen und Cheysuli ist es nun an ihr, mehr über ihre Herkunft herauszufinden und vielleicht sogar eine Einigung des lange währenden Konfliktes herbeizuführen. Denn dem Lande Homana droht eine noch viel größere Gefahr: die Ilhini streben nach Macht, und deren dunkle Kräfte haben schon einmal die Welt an den Rand der Katastrophe gebracht…
Ein mehrere Generationen überspannendes Epos, acht Bände stark, mit einem packenden Anfang und einem Ende, auf das von Anfang an hingearbeitet wird, darauf lässt man sich ein, wenn man Robersons spannende Fantasyreihe beginnt. Hier wird die Geschichte von Alix‘ Familie mit den gesellschaftlichen Veränderungen in Homana verbunden und heraus kommt dabei eine Erzählung voller Magie und Liebe, die aber auch weniger schöne Themen wie Rassismus und Vorurteile thematisiert.
Was man sonst noch wissen sollte:
Die Bände sind zwischen 1984 und 1992 erschienen, und wie immer bei solchen älteren Reihen ist es wichtig, sie im Kontext ihrer Zeit zu lesen.
Übrigens: Nach Aussagen der Autorin selbst hat es ihr einfach zu lange gedauert, bis die neuen Bände der „Drachenreiter von Pern“ Reihe von Anne McCaffrey erschienen, also hat sie kurzerhand ihre eigenen Bücher geschrieben. Und das merkt man den Büchern auch an – ihr besonderer, anrührender Charme steht meinen geliebten Drachenbüchern in nichts nach!