Johannes Cabal – oder Wie man Sympathie für eine Figur entwickeln kann, deren Lächeln Kinder zum Weinen bringt…

Jonathan L. Howard

Johannes Cabal – Trilogie

Seelenfänger
(Johannes Cabal the Necromancer)

Goldmann Verlag
ISBN: 978-3442469963

Johannes Cabal will seine Seele zurück. Schlank, blondes Haar, circa einen Meter und achtzig groß und ein Lächeln, bei dem als Reaktion der Nervenimpuls das Großhirn einfach überspringt und direkt dem Stammhirn den Befehl zur Schließmuskelentspannung übergibt.
Um die Fähigkeiten als Totenbeschwörer zu erlernen hat Cabal seine Seele dem Teufel verkauft, doch nun ist er zu der Einsicht gekommen, dass er das gute Stück dringend wieder zurück haben möchte. Dazu geht’s ab in die Hölle und der geneigte Leser lernt, dass der Weg in die Hölle mit Antragsformularen gepflastert ist. Doch soetwas kann Cabal nicht aufhalten. Wer allerdings schon einmal vom Teufel gehört hat, dem ist bekannt, dass dieser seine einkassierten Seelen nicht so ohne weiteres aus seinen Fängen lässt- und so geht Cabal notgedrungen eine Wette ein und verspricht innerhalb eines Jahres 100 Seelen für den Teufel zu sammeln. Dazu bekommt er einen Zug mit Jahrmarktswagen, und zieht mit selbigem durchs Land. Das er dabei das bzw. den einen oder anderen erledigen muss, lässt Cabal relativ kalt. Auch wenn es am Anfang recht gut läuft, wird’s zum Ende hin doch knapp mit der Seelenzahl… 
Eine spannende Geschichte hat Mr. Howard hier auf’s Papier gezaubert, die einen von Beginn an unterhält und fortzieht. Einige Beschreibungen lassen dem Leser möglicherweise die Haare zu Berge stehen, weshalb dieses Buch erst ab dem jungen Erwachsenenalter zu empfehlen ist. Es gelingt dem Autoren aber immer wieder am Ende eines eher unangenehmen Abschnitts mit einem trockenen Kommentar des Hauptcharakters oder eine anderen Beschreibung das Ruder herumzureissen und den Leser zum Lachen zu bringen. Und genau da liegt der Reiz dieses Buches. Johannes Cabal hat wenn überhaupt, dann nur sehr wenige positive Eigenschaften – heldenhafte, im Sinne von Vorbild, wohl eher gar nicht. Trotzdem entwickelt man Sympathien für diese Gestalt und fiebert dem Ende des Wettjahres entgegen. Immer wieder muss man lachen und kurz darauf öffnet der Autor wieder einen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele… Absolut zu empfehlen!!

Totenbeschwörer
 (Johannes Cabal the Detective)
ISBN: 978-3442470341

Im zweiten Teil stielt Cabal ein Buch aus der Mirkarvianischen Bücherei – hat allerdings nicht mit einem Wachhund gerechnet, unter welchem er dann bis zum Eintreffen der Wachleute ausharren muss. Ihn erwartet die Todesstrafe – doch die führenden Ränkeschmieder in Mirkarvien haben noch eine andere Verwendung für ihn. Zwar kommt Cabal – mit Einschränkungen – dem Wunsch des Comté Marcheal nach, doch dann ist er wieder auf der Flucht vor den Behörden – und eben diese Flucht gestaltet sich überraschend schwieriger als erwartet. Auf dem Luftschiff, in dass sich Cabal schmuggeln konnte, ereignet sich ein Selbstmord oder Mord? – und auch ein Mordversuch an Cabal selbst und dieser nimmt so eine Aktion durchaus persönlich. Cabal muss diesen Fall lösen, auch wenn dass seiner Flucht nicht unbedingt förderlich ist…

Auch im zweiten Teil setzt sich die Spannung um den Totenbeschwörer Johannes Cabal fort. Interessanterweise ändert der Auto aber den Stil. Das mag dem einen oder anderen nicht wirklich gefallen, denn in diesem Buch vermisst man den trocknen Humor aus Teil 1. Stattdessen hat man aber einen waschechten Fantasy-Krimi vor sich, bei dem der Leser den Ermittlungen gut folgen kann. Das Buch liest sich wieder sehr gut und die Geschichte hat keine Längen… der Wehmutstropfen des schwächeren Humors aus Teil 1 bleibt trotzdem.
Dafür enthält dieses Buch immer wieder kurze Einschübe, z.B. mit technischen Beschreibungen des Luftschiffs oder ähnlichem… 



Das Institut für Angst und Schrecken
 (Johannes Cabal – The Fear Institute)
ISBN: 978-3442470358

Die dritte Geschichte um Johannes Cabal führt den Totenbeschwörer in eine andere Welt – um genauer zu sein in die Traumlande. Drei Herren statten ihm vorher mit einem ungewöhnlichen Anliegen einen Besuch ab. Ihr Plan ist nichts Geringeres als die Angst an sich auszumerzen – und dass geht nur an einem Ort, an dem der phobische Animus tatsächlich eine Gestalt haben kann, eben in besagten Traumlanden.
Dort angekommen muss Cabal jedoch einsehen, dass er nicht auf alle Eventualitäten eingestellt ist und in den Traumlanden eben einiges an Realität gewinnt, dass ihm in der normalen Welt nur einen verächtlichen Blick gekostet hätte. So wird die Reise für Cabal selbst am Ende eine persönlichere Angelegenheit als erwartet.

Wer nun sagt: “ Moment mal – Traumlande? – das ist doch H.P. Lovecraft?“ – der liegt genau richtig. Jonathan L. Howard greift in diesem Roman die von Lovecraft erschaffene Welt auf, inklusive der Eigenheiten und auch Charaktere. Stilistisch bleibt er seiner Linie treu, der Witz ist erneut etwas besser, erreicht aber nicht Teil 1. Trotzdem ist der dritte Teil meiner Ansicht nach die interessanteste Geschichte um den Totenbeschwörer, denn gegen Ende hin schafft es Howard, ein verstrickendes Netz um Zeit und Raum zu weben, dass in sich verwirrend ist und teilweise auch nicht ganz schlüssig erscheint. Hier ist Mitdenken gefragt und am Ende, zumindest bei mir der Wunsch, mit jemandem über die Geschichte zu sprechen. Und das gefällt mir an einem Buch… wenn ich es zwar fertig gelesen habe, aber mich auch danach noch gedanklich damit beschäftigen möchte. Ob es tatsächlich in Mr. Howards Absicht lag, mit diesem Buch die Leser zu Diskussionen anzuregen ist unklar, doch über diesen Roman will man sich unterhalten…
Hier gehts noch zur Johannes Cabal Web-Site.