Wer hat Angst vor dunkler Magie?


ISBN: 978-3-596-29632-3 

Stellt euch ein London mit Magie vor – nein, stellt euch 4 London vor die parallel existieren. Das graue London scheint keine Magie zu besitzen, das schwarze London trägt kein Leben mehr, im weißen London stirbt die Magie und im roten London blühen die magischen Fähigkeiten der Bewohner. Die Türen zwischen den Welten stehen nicht allen offen. Nur Menschen mit besonderen magischen Fähigkeiten können zwischen den London reisen, die sogenannten Antari und von denen gibt es nur noch wenige. 

Kell ist ein Antari aus dem roten London und er verbindet die Herrschaftshäuser der verschiedenen Welten miteinander indem er Briefe überbringt. Doch hin und wieder transportiert er auch andere Gegenstände aus der einen Welt in die andere – und ja, dabei handelt es sich um Schmuggelei und die ist eigentlich verboten. Der Transport eines schwarzen Steins mit unglaublicher magischer Energie bringt ihm allerdings große Schwierigkeiten und nicht nur seine Welt an den Rand der Vernichtung! Es ist fraglich, ob die Unterstützung der Diebin Delilah Bard ausreicht um die mächtigen Gegner zu überwinden…


Mit dem, im FISCHER Tor Verlag erschienen, Fantasyroman „Vier Farben der Magie“ beginnt eine spannende Trilogie der jungen Autorin Victoria E. Schwab. Die Bücher erschienen 2015 in englischer Originalausgabe und haben nun den Weg in die deutsche Übersetzung gefunden. 

Der Titel des Buches ist Programm, denn Magie spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte um vier verschiedene London die extrem unterschiedlich sind – auf magischer und zu einem großen Teil auch auf architektonischer Ebene. Zwischen den vier Welten gibt es für entsprechend fähige Magier die Möglichkeit zu wandern und die anderen London zu besuchen. Die verschiedenen parallelen Welten, in denen Magie und die Stadt London jeweils völlig unterschiedlich ausgeprägt sind, sind wunderbar und spannend beschrieben. Auch die zentralen Charaktere, der Antari Kell und die Diebin Delilah Bard, aber auch deren Gegenspieler sind toll ausgearbeitet und vielseitig bzw. vielschichtig aufgebaut. Denn auch, wenn der Leser schnell Sympathie für die Charaktere empfindet, gibt es doch immer mal wieder Momente, in denen man mit den Handlungen der Figuren nicht unbedingt einverstanden ist, sie aber dennoch nachvollziehen kann. Gleichzeitig, und für mich besonders faszinierend, beschreibt die Autorin die Magie als bzw. in einer Form, in der sie mir so bisher noch nicht in der Literatur untergekommen ist. Ich muss gestehen, dass gerade diese neue Idee mich an dem Roman am meisten fasziniert hat.

Der Roman ist einem kurzweiligen und sprachlich gut lesbaren Stil verfasst und es werden keine künstlichen Längen erzeugt. Im Gegenteil, den ein oder anderen Bereich würde man gern umfassender beschrieben wissen, doch insgesamt findet VE Schwab hier ein gutes Maß um ihren Welten und Figuren Leben einzuhauchen.

Das Buchcover der deutschen Ausgaben gefällt mir ausnehmend gut – ja sogar etwas besser als das der englischen Version. Die vier Farben, London und der Hauptcharakter der Handlung sind abgebildet und bilden eine großartige und fast mystische Einheit. Beim zweiten und dritten tragen die Cover vor allem andere Charakter-Silhouetten und deuten auf eine Focusverschiebung bei der Zentralfigur hin. Zumindest für Band 2 – von dem man das erste Kapitel am Ende des ersten Bandes zum Anfüttern lesen konnte – scheint das zu stimmen.

Mit Beginn des Lesens sollte man sich bewusst sein, dass es sich um eine Trilogie handelt. Denn auch, wenn die Rahmenhandlung ein Ende im Buch findet, bleiben doch einige Fragen zu den Charakteren und der Magie offen, die voraussichtlich in den anderen Bänden geklärt werden dürften – oder sollten, meiner Ansicht nach ?

Nichtsdestotrotz lässt VE Schwab ihre Leser am Ende nicht mit einem bösen Cliffhanger zurück, sondern schafft es, einerseits einen befriedigenden Abschluss zu schreiben und andererseits doch genügend spannende Fragen offen zu lassen, um damit die Neugier auf den zweiten Band zu schüren.


Liebhaber von Fantasy-Romanen und magischen Welten können hier also getrost zugreifen. Auch wenn das magischen London langsam in gefühlt jedem 5. Neuen Fantasyroman eine zentrale Rolle zu spielen scheint, gelingt es der Autorin hier wieder ganz neue Aspekte und Ideen aufzubringen.